Liparische Inseln & Neapel
Tour-Steckbrief
Datum: 14.-22.10.2010
Teilnehmerzahl: 7
Reiseleiter: Florian Becker
Tourbericht und Bilder © Uwe Köhler & Martl Pachaly
Vorwegzusammenfassung
Du kannst dich mit allen möglichen Reisehandbüchern, durch andere Reiseberichte oder im Internet bzw. im Google-Earth noch so gut auf eine Reise zu den Liparischen Inseln vorbereiten – erst wenn du selbst diese Exkursion mitgemacht und die phantastischen Eindrücke und diese faszinierende Natur am eigenen Leib erlebt und gespürt hast, kannst du die Liparischen Inseln verstehen! Eine Reise zu den Liparischen Inseln mit Florian Becker ist das ‚Nonplusultra‘ – es ist der absolute Hammer – der Wahnsinn – einfach gigantisch stark – das übertrifft alles – in Worten eigentlich nicht auszudrücken!!! [Anm. d. Webmasters: hmmm, dick aufgetragen! Aber das lasse ich mal so drin… 😉 ]
Tag 1 – Donnerstag, 14.10.2010 – Zusammenkunft und Anreise nach Neapel
Allgemeiner Treffpunkt für alle Reiseteilnehmer war der Flughafen Franz-Josef-Strauß, Terminal 2, München. Ich (Uwe) kam mit dem Zug und Bus aus Oberfranken und war schon ziemlich zeitig am vereinbarten Ort. Dort traf ich dann Florian und der hatte mit Martin gleich ein weiteres Reisemitglied mitgebracht. Da ich wie gesagt schon ziemlich früh dort war, machten wir noch ein kleines Weißwurstfrühstück – sozusagen als Abschiedsessen – man weiß ja nie, was einen in Italien erwartet.
Nach und nach trafen die restlichen drei Reisemitglieder am Treffpunkt im Flughafen ein – Heike mit Tochter Sophie aus Münster und Uta aus Hamburg (Gabriele und Peter stießen erst in Neapel dazu) – wir waren also komplett. Der Flug war kurz und schmerzlos und am Fuße des Vesuv erwarteten uns spätsommerliche Temperaturen um die 24 Grad. Typisch süditalienisch chaotisch fuhren wir mit dem Taxi quer durch Neapel ins Hotel Rex, unmittelbar beim Hafen gelegen.
Am ersten Abend blieb es bei einem kurzen Rundgang durch die Häuserschluchten rund ums Hotel bzw. einem Erkundungsspaziergang bis zur Galeria Umberto I. Allerdings war die Pizza im Restaurante gegenüber des Castel dell’Ovo in der Nähe unseres Hotels derart spitzenmäßig – der erste Geheimtipp von Florian. Es sollten noch viele solcher Geheimtipps folgen.
Tag 2 – Freitag, 15.10.2010 – Phlegräische Felder und Neapel
Nach dem Frühstück brachen wir auf in Richtung Phlegräische Felder, die rund um Neapel, vor allem in der Gegend um Pozzuoli, zu finden sind. Der eigentliche Stadtbus dorthin kam irgendwie nicht an unserer Haltestelle vorbei und so fanden wir eher zufällig eine schnellere überregionale Linie, mit der wir die verlorene Zeit wieder einholten. Irgendwo hinter Neapel kam das Kommando „aussteigen“ und plötzlich standen wir an einer lauten und vielbefahrenen Straße irgendwo in einem Wohnviertel. Einige aufschlussreiche Erklärungen später und 100 Meter weiter befanden wir uns dann plötzlich im Vulkan Solfatara. Um den Krater herum normale Wohnbebauung, was eigentlich auf keine große Gefahr hindeutet. Im Südteil des Kraters befindet sich sogar ein Campingplatz. Aber dann, hinter ein paar Erdbeer- und Eukalyptus-bäumen öffnete sich plötzlich der kahle Kraterboden und zeigte gleich eine völlig andere, irgendwie beängstigende Situation.
Ab der Kratermitte läuft man an einigen kochenden Schlammtümpeln vorbei, aus denen es übel, nach faulen Eiern stinkend, blubberte wie bei einem heißen Pudding. Und dann läuft man auf die dampfend heißen Erdspalten, Solfataren genannt, am Ostrand des Kraters zu, aus denen um die 180 Grad heißer Schwefeldampf aufsteigt und alles in einen undurchdringlichen ätzenden Nebel hüllt. Zwischen dem westlichen Stadtrand von Neapel und den Inseln Ischia und Procida dehnen sich die Phlegräischen Felder auf rund 150 km2 aus – ein einziges Pulverfass dieses Gebiet um den Golf von Neapel.
Nach dem Vulkan Solfatara ging es weiter zu den Katakomben des Flavischen Amphitheaters. Nach einer kurzen Pause am Hafen von Pozzuoli liefen wir um den Serapidentempel herum zur S-Bahn namens „Circumflegrea“, mit der wir nach Neapel zurück fuhren. An der Endstation hieß es in die Funiculare, eine unterirdische Standseilbahn, umsteigen, denn es ging hinauf auf 250 m zum Castel Sant’Elmo. Dort erfuhren wir von Florian wieder bisher nie gehörte Details über Neapel, welches man von hier oben hervorragend überblicken konnte. Es gab aber nicht nur Informationen über Neapel, sondern auch über den Vesuv und die Folgen des Ausbruchs von 79 n. Chr. für Pompeji und Herculaneum.
Nach einer Festungsumrundung auf den überdicken Mauern fuhren wir mit der Funiculare wieder hinunter in die Stadt. Ziel war jetzt die historische Altstadt von Neapel. Wir liefen durch die älteste und längste Straße mit wunderschönen alten Läden, vorbei an Kirchen und Monumenten sowie am Altar für Diego Maradona vorbei, der in Neapel vergöttert wird. Schließlich kamen wir wieder an der Galeria Umberto I heraus, wo wir schon am ersten Abend kurz waren.
Jetzt hieß es Koffer aus dem Hotel holen und an Bord der Fähre gehen. Um 20 Uhr legten wir ab in Richtung Äolische Inseln. Mit an Bord nahmen wir eine große Tüte voll mit Brot, Schinken, Salami, Käse, Tomaten, Wein und Bier – der nächste Geheimtipp von Florian, einem Picknick an Bord, denn das Essen auf der Fähre ist viel zu teuer und vor allem – – – schlecht!
Während der nächtlichen Überfahrt über das Thyrrenische Meer erlebten einige noch ein sensationelles Gewitter auf offener See.
Tag 3 – Samstag, 16.10.2010 – Vulkan Stromboli
Bereits um 5 Uhr in der Früh standen die meisten auf der Fähre schon wieder auf, denn in Sichtweite des Stromboli kann man die nächtlichen Ausbrüche des Vulkans bestaunen. Alles stand vorn am Bug und starrte wie gebannt auf den Stromboli, der immer näher kam und das Ziel der nächtlichen Überfahrt bedeutete. Gleich an Land wurden unsere Koffer von Antonio mit seiner Ape abgeholt. Wir gingen den Weg durch die engen Gassen von Scari über San Vicenzo nach San Bartolo – oder auch Stromboli-Ort – allerdings zu Fuß und lernten gleich alle bekannten und berühmten Gebäude auf der Insel persönlich kennen. Das bekannteste Haus ist das, wo im Frühjahr 1949 Ingrid Bergmann und Roberto Rosselini während der Dreharbeiten zu ihrem Film „Stromboli – Terra di Dio“ wohnten.
Fast am anderen Ende des Ortes im Ortsteil Piscita kamen wir dann zu unserer Pension Brasile, unterhalb der Kirche San Bartolo. Nachdem die Zimmer bezogen waren machten wir gleich noch eine weitere Ortsbegehung, unter anderem zur Grotta di Eolo, direkt unterhalb unserer Pension am Meer. Von dort ging es weiter an den Strand von Ficogrande, wo wir einen weiteren interessanten Vortrag über die Entstehung der Insel Stromboli bekamen. In der Bar Ingrid bei der Kirche in San Vincenzo gab es dann ein richtig gutes Eis und wer wollte, konnte sich gleich noch aus einem kleinen Lädchen ein T-Shirt als Souvenir mitnehmen.
Wieder zurück in der Pension bereiteten wir uns auf den Aufstieg zum Vulkan vor. Rucksack packen, Bergschuhe anziehen und dann ging es zur Bergführerstation, wo wir die Helme für oben am Gipfel bekamen. Florian besprach mit Mario, dem besten Bergführer weit und breit, die letzten Details für den rund dreistündigen Aufstieg.
Florian hatte während des Aufstieges alle Zeit uns unterwegs wieder mit detailliertem Fachwissen auszustatten und uns während des Aufstiegs alles zu zeigen was man wissen muss – einfach klasse. Am Treffpunkt aller Gruppen an den Unterständen ungefähr 50 Meter unterhalb des Gipfels zogen trockene Klamotten an, unsere Helme auf den Kopf und gleich die Stirnlampen für den nächtlichen Abstieg. Dann ging es die letzten Meter hinauf zum Pizzo und somit zum besten Standort auf dem Stromboli, von dem man genau in die Krateröffnungen des Vulkans sehen kann.
Die Sonne ging jetzt langsam am Horizont unter und malte die tollsten Farben am Himmel. Als es dunkel war konnte man die feuerroten Vulkanöffnungen im Dampf und Rauch brodeln sehen. Aber leider warteten wir an diesem Abend fast umsonst auf einen Ausbruch. Erst als das Kommando „Abstieg“ ertönte, stieß der Vulkan aus einer Öffnung einige Lavabrocken rund 50 Meter hoch in die finstere Nacht. Es war, wenn auch nur ganz kurz, ein total faszinierender und beeindruckender Augenblick, den man sein Leben lang nicht vergessen wird.
Aber dann ging es in einem Mordstempo über ein Aschefeld fast schnurgerade nach unten und im Nu waren wir wieder im Ort. Dort kehrten wir zur Stärkung in eine Pizzeria zum Pizza essen ein, bei angenehmen Temperaturen um 22 Grad auf der Dachterrasse unter freiem Himmel. Was für ein erlebnisreicher Tag. Wieder zurück in der Pension trafen wir uns dann noch zu einer Flasche Rotwein auf der Dachterrasse in unseren Liegestühlen.
Tag 4 – Sonntag, 17.10.2010 – Inselrundfahrt Stromboli und Altes Observatorium
Nach einem ausgiebigen Frühstück machten wir uns auf den Weg zum Hafen wo uns Pippo mit seinem Boot zur Inselrundfahrt erwartete. Wir entfernten uns rasch von Stromboli-Ort und sahen erstmals die gigantischen Lavaformationen, die der Stromboli in den vielen Jahrhunderten aufgebaut hatte. Direkt auf der gegenüberliegenden Seite der Insel Stromboli liegt die kleine Ortschaft Ginostra mit dem ehemals ‚kleinsten Hafen der Welt‘ – wie es einmal im Guiness-Buch der Rekorde stand. Da das Meer auf dieser Inselseite rechts stürmisch war, verlangte es von Pippo die besten Fahrkünste um anzulegen. Aber er zeigte absolutes Können und schaffte es selbstverständlich mit Bravour!
Nach einer kurzen Erfrischung im einzigen Geschäft des nur noch 27-Seelen-Ortes ging es weiter zur berühmten Feuerrutsche, der ‚Sciara del Fuoco‘. In gebührendem Abstand fuhren wir vorbei, denn bei besonders heftigen Lavaauswürfen, rollen die glühenden Brocken bis ins Meer hinunter und verursachen meterhohe Wellen. Vor allem nachts ist dort das Schauspiel auf Ausflugsbooten zu besichtigen.
Zum Schluss umrundeten wir noch Strombolis kleine Schwester Strombolicchio, einem Überbleibsel eines erloschenen Vulkanschlotes, auf dem jetzt ein Leuchtturm steht. Wieder an Land gingen wir am schwarzen Lavasandstrand von Scari zum Schnorcheln. Aufgrund der ungünstigen Strömung und einiger Quallen war es allerdings nur ein kurzes Vergnügen.
Am Nachmittag stand dann ein weiterer Höhepunkt auf dem Programm. Es ging wieder hinter der Bergführerstation auf dem Aufstiegsweg zum Vulkan nach oben. An einer Höhenmarkierung bei circa 250 Metern gibt es eine Abzweigung und der Weg führt von dort immer oberhalb von Stromboli-Ort entlang durch eine phänomenale Landschaft bis zum Rand der Sciara del Fuoco.
Unten sind stets die kleinen viereckigen Häuser mit den Dachterrassen und der 1,5 Kilometer vor der Insel wachende Strombolicchio zu sehen. Auf dem schmalen Pfad durchschritten wir mehrere Taleinschnitte, durch die nach einem Ausbruch des Strombolis im Jahr 1930 pyroklastische Ströme ins Tal schossen und alles Leben am Hang vernichtete.
Der Höhenwanderweg endet wie gesagt an der ‚Sciara del Fuoco‘ an mehreren Aussichtspunkten und wo früher einmal der alte Aufstieg zum Pizzo hinauf führte. Mittlerweile ist es dort verboten aufzusteigen. Dafür sieht man an den Aussichtspunkten nach Einbruch der Dunkelheit die Kraterterrasse sehr gut, jedoch diesmal von unten. An diesem Abend bekamen wir einige beeindruckende Lavafontainen zu sehen. Der Weg hatte sich schon jetzt gelohnt. Zum Abschluss ging es dann noch ins Alte Observatorium zum Essen. Von hier aus kann man bei einem Bier, draußen auf der Terrasse sitzend, alle zehn Minuten die Ausbrüche des Stromboli beobachten – wenn man will stundenlang.
Der Heimweg zur Pension Brasile auf dem für dreirädrige Apes angelegten Weg war für uns natürlich zu Fuß in weniger als 30 Minuten bewältigt. Einige von uns saßen dann noch bis spät in die Nacht bei angenehmen 20 Grad und bei einer Flasche Rotwein auf unserer Dachterrasse.
Tag 5 – Montag, 18.10.2010 – Insel Panarea
Am nächsten Morgen hieß es Abschied nehmen vom Stromboli. Die Koffer wurden wieder von Antonio abgeholt und wir liefen noch einmal durch die engen Gassen bis zum Hafen. Mit einem Tragflügelboot rauschten wir regelrecht übers Wasser und davon. Zwischenstation war die Insel Panarea, auf halber Strecke nach Lipari. Dort gingen wir an Land um uns das Bronzezeitdorf auf Capo Milazzese anzuschauen. Zunächst liefen wir an der Ostküste durch wunderschöne Gassen und an toll hergerichteten Häusern vorbei. Panarea gilt als ‚die Vornehme‘ der sieben Liparischen Inseln auf denen sich die Betuchten und Wohlhabenden aus den Städten niedergelassen haben.
Nach dem einzigen hellsandigen Sandstrand des Archipels ging es einige Treppen hinauf und plötzlich standen wir vor dem ausgegrabenen Bronzezeitdorf. Nun trennte sich die Gruppe. Einige liefen zu einem Aussichtspunkt über den Klippen und danach wieder den gleichen Weg zurück zum Hafen und die restlichen Reiseteilnehmer machten sich auf, die Insel zu ‚umrunden‘.
Zunächst verlief ein schmaler Maultierpfad durch fast undurchdringliche Ginsterbüsche und Kakteen, doch urplötzlich stieg es steil bergan. Immer wieder machte der Weg an schwindelerregenden Klippen eine Serpentine nach oben. Schließlich war das Gipfelplateau auf 421 m ü. d. M. auf dem Punta del Corvo erreicht. Erdbeerbäume zur Erfrischung und ein gigantischer Ausblick belohnten uns für die Anstrengung. Allerdings konnten wir nicht lange oben verweilen denn es begann zu regnen. So blieb uns wenig Zeit dort oben am Punta del Corvo. Aber wir mussten ja auch wieder auf unserem Rundweg nach unten, denn am Hafen sollte bald das nächste Aliscafi zur Weiterfahrt nach Lipari kommen. Wieder unten im Hafen von Panarea begann es stärker zu regnen.
Nach der Ankunft auf Lipari gingen wir zu unserem mittlerweile dritten Hotel während unserer Exkursion auf den Liparischen Inseln. Direkt in der historischen Altstadt am Corso unterhalb des Burgberges von Lipari-Stadt gelegen, steht das 4-Sterne-Hotel Residence Eolie. Wegen dem starken Regen musste der vorgesehene Stadtrundgang ausfallen und so beschlossen wir den Abend in einem exklusiven Lokal bei tollen Nudelgerichten und Pizzen.
Tag 6 – Dienstag, 19.10.2010 – Inselrundfahrt Lipari und Archäologisches Museum mit Kathedrale am Burgberg
Der Tag begann wie der davor geendet hatte – mit Regen. Es sollte der vom Wetter her schlechteste Tag werden. Ursprünglich vorgesehen war eine Inselrundfahrt mit bzw. auf Motorrollern. Kurzfristig musste umgeplant werden und Florian organisierte zwei Autos. Dies geht natürlich nur mit perfekten Italienisch-Sprachkenntnissen und durch das Kennen aller möglichen Einheimischer verschiedenster Berufsgruppen. Unser Reiseleiter ist eben ein Meister seines Faches. [Webmaster: hüstel hüstel ]
Also ging es per Automobil auf die rund 35 Kilometer lange Inselrundstraße. An Canneto, der zweitgrößten Ansiedlung der Insel und an den ehemaligen Bimsteinbrüchen von Capo Rosso vorbei nach Porticello zu einem Obsidianbruch. Weiter an der Nordküste von Acquacalda und Quattropani zum früheren Kaolinbergwerk Cave di Caolino und schließlich über Pianoconte und dem Belvedere Quattrocchi wieder zurück nach Lipari. Nur die vorgesehenen Fotohalte mussten wegen dem Regen etwas kürzer ausfallen.
Wieder zurück stand am Nachmittag der Burgberg auf dem Programm. Florian hatte wieder ein Ass aus dem Ärmel gezogen und eine extrem fachkundige Museumsführerin organisiert. Sie zeigte uns die museumsgeschichtliche Historie von Lipari und den Liparischen Inseln sowie der Kathedrale und dem Kreuzgang so spannend auf, dass es zu keiner Sekunde langweilig wurde.
Am Abend fuhren wir dann ins 10 Kilometer entfernte Quattropani. Dies war der nächste Geheimtipp von Florian. Bei einem perfekten Abendessen mit Kaninchenbraten in gemütlicher Runde ging auch dieser Tag, trotz Regen, optimal zu Ende.
Tag 7 – Mittwoch, 20.10.2010 – Insel Vulcano
Auf Regen folgt Sonnenschein heißt es und so war es auch bei uns. Am nächsten Tag stand die Insel Vulcano auf dem Programm und der Himmel zeigte wieder ‚blau‘. Nach ausgiebigem Frühstück sollte es eigentlich mit dem Tragflügelboot zur Nachbarinsel gehen. Das Boot kam aber nicht weil das Meer noch zu stürmisch war und so musste unser Reiseleiter wieder seine Kontakte zu Freunden aktivieren und auf die Schnelle einen Privatfahrdienst organisieren. Natürlich war sofort jemand zur Stelle und ab ging es nach Vulcano.
Dort machte uns Florian erst mal mit einigen Örtlichkeiten wie dem Schwefelschlammbad Zone delle Acqua Calde bekannt, bevor wir bei einem guten Freund von Florian zum Roller mieten vorbei schauten. Das Wetter war wie gesagt strahlend und so machten sich alle aus der Reisegruppe kurz darauf zweimotorisiert auf zur Inselerkundung – nur unsere beiden Ältesten trauten dem Ganzen nicht und nahmen sich ein Quad. Zunächst ging es jedoch auf den Vulkan Gran Cratere und deswegen mussten wir alle bereits nach einem Kilometer wieder unsere Roller am Straßenrand abstellen.
Der Aufstieg zum Gran Cratere dauerte rund eine Stunde. Je höher wir aufstiegen desto atemberaubender wurden die Ausblicke: zuerst waren Lipari und die Halbinsel Vulcanello, dann die Insel Salina und zuletzt noch die entlegenen Inseln Filicudi und gar Alicudi zu sehen. Faszinierende Ansichten der unterschiedlichsten Gesteins-formen und -farben wechselten sich bis zum Kraterrand ab und man kam aus dem Staunen nicht heraus. Oben am Kraterrand eröffnete sich eine unvergessliche Aussicht in den Krater des Gran Cratere. Welch unheimliche Kraft hier gewütet haben muss.
Jetzt folgte wieder ein eindrucksvoller Vortrag von Florian in Sachen Inselkunde und danach wurde der Krater umrundet. Vorbei ging es an schweflig heißen Erdspalten, Fumarolen genannt, aus denen ätzender Schwefeldampf austritt und das Gestein gelb färbt. Durch diese Schwefeldämpfe mussten wir hindurch, noch einige Serpentinen hinauf, bis wir auf dem höchsten Punkt des Gran Cratere, auf 391 m ü. d. M. standen. Hier kann man bei klarem Wetter sogar bis zum rund 80 Kilometer entfernten Ätna auf Sizilien blicken. Für uns war heute allerdings nur die Küste Siziliens zu erkennen.
Nach dem Abstieg wollten wir noch bis zur Südküste Vulcanos mit den Rollern fahren. Leider stürzte ein Gruppenmitglied so unglücklich vom Roller, dass unser Reiseleiter mit ihr zurück nach Lipari ins Krankenhaus musste. Der Rest der Gruppe fuhr dann dennoch bis hinunter nach Gelso zum südlichsten Teil der Liparischen Inseln und zum Strand Spiaggia dell‘ Asino, einem Traumstrand mit tiefschwarzem, feinen Lavasand. Ein kurzes Bad im 21 Grad warmen Meer inklusive war die Belohnung für diesen nächsten ‚Geheimtipp‘ von Florian.
Wieder zurück in Porto di Levante, dem Hafen von Vulcano, gaben wir unsere Roller wieder zurück und machten uns zu Fuß auf in das Schwefel-Schlammbad. Bis zum Rückfahrt nach Lipari hatten wir gerade noch 45 Minuten Zeit um uns in diese ockerfarbene, schwefelige Brühe zu setzen. Der Schlamm soll angeblich u. a. Hautleiden und andere Gebrechen lindern. Im einen Meter tiefen und rund 33 Grad warmen Schlamm treten am Boden heiße Gase aus und sorgen immer für genügend Schwefelnachschub. Im direkt angrenzenden Meer kann man dann den stinkenden Schlamm wieder abwaschen. Den Geruch trägt man allerdings noch rund zwei Tag mit sich herum – Martin meinte „mindestens zwei Wochen“!
Kurz darauf ging es wieder mit dem Privatboot zurück nach Lipari. Am Abend wusste Florian von einem Lokal wo man hervorragende Weine probieren kann. Bei Antipasti und Wein wurde dann der letzte Abend unserer Reise eingeläutet. Schließlich ging es später auch noch einmal in die Pizzeria wo es hervorragende Nudelgerichte und außergewöhnliche Pizzen gab. Auf der Dachterrasse unseres Hotels, oberhalb des Corsos beschlossen wir den ereignisreichen Tag wieder in gemütlicher Runde.
Tag 8 – Donnerstag, 21.10.2010 – Westküstenwanderung auf Lipari
Am letzten Tag unserer Reise auf den Äolischen Inseln unternahmen wir eine Wanderung an der Westküste von Lipari. Zuvor mussten natürlich noch die Hotelzimmer geräumt werden. Wir konnten die Koffer bei unseren beiden Ältesten aus der Gruppe unterstellen, da die Beiden noch einige Tage länger auf Lipari bleiben wollten, um dann später mit dem Zug von Messina nach Neapel zurückzufahren.
Wir fuhren dann mit einem Taxi bis nach Quattropani wo die Wanderung begann. Zunächst führte der Weg durch das Dorf hangabwärts bis irgendwann zwischen 4 m hohen Schilf der Maultierpfad begann. Anfangs liefen wir über enge Serpentinen durch scheinbar immer dichter werdendes langhalmiges Gras und Büsche die Klippen unterhalb des Dorfes hinab. Dann mussten wir durch riesige Kakteen und Olivenbüschen hindurch. Plötzlich war es um uns still – nur noch einzigartige Natur soweit das Auge reichte. Unter und vor uns grandiose Landschaft pur und ganz unten peitschte das Meer gegen die Klippen und Felstürme, dass die Gischt nur so hoch spritzte. Gegenüber konnte man die Nachbarinsel Salina sehen und eine Regenfront, die aber zum Glück den Weg übers Meer nicht wagte.
Irgendwo auf halber Strecke hatte unser Reiseleiter eine Pause eingeplant. Man kann auf die kurze Zeit gar nicht alles wahrnehmen. Man wird von der Natur regelrecht erschlagen. Der Weg geht noch eine Weile eben dahin bis es nach ungefähr zwei Stunden wieder steil bergauf zu den Thermen San Calogero abzweigt. Dort hatte Florian wieder den Fahrdienst hinbestellt und kurz nach unserem Eintreffen war das Taxi auch schon da um uns wieder nach Lipari zurückzubringen.
Die Reisegruppe ging dann ohne mich (Uwe) zum Einkaufen für das Picknick auf der Fähre. Ich hatte für den Nachmittag noch einmal einen Roller gemietet um die Insel Lipari noch einmal auf eigene Faust zu erkunden. Das war ein totales Riesenerlebnis! Und nachdem das Wetter mittlerweile wieder sonnig war, habe ich die bei der verregneten Inselrundfahrt mit dem Auto nicht gemachten Fotos nachgeholt.
Am beeindruckensten war die Aussicht am Belvedere Quattrocchi, von wo man einen überragenden Blick bis nach Vulcano und zum Gran Cratere hat. Einige interessante Fotohalte an der Straße hinunter nach Lipari durften bei meiner Fahrt auf dem Roller genauso nicht fehlen wie ein kurzer Abstecher noch an die Nordostküste zu den Bimsteinbrüchen bei Capo Rosso.
Dann wurde es aber Zeit und es ging zurück nach Lipari-Stadt. Meine Reisegruppe hatte meinen Koffer aus dem Hotel mitgenommen und so brauchte ich nur noch den Roller zurückgeben, da kamen alle auch schon am Fährhafen an. ‚Pünktlich‘ mit 40 Minuten Verspätung traf unsere Fähre aus Milazzo, Sizilien kommend ein und es hieß Abschied nehmen von Gabriele und Peter, die wie gesagt noch eine Woche Lipari dranhängten.
Auf der Fähre ging es bei einbrechender Nacht zunächst nach Salina und auch in Panarea legten wir kurz an. Während der Fahrt zwischen den Inseln machten wir wieder unser umfangreiches und allseits bestauntes Picknick. Kurz hinter Panarea standen wir dann aber wieder an Deck, denn es ging nochmal am Stromboli vorbei.
Dieser hatte noch einmal eine ganz besondere Überraschung für uns parat. Ungewöhnlich starke explosive Aktivität mit kontinuierlich sich steigernden Lavafontainen an den beiden Hauptkratern während wir vorbeifuhren und während der ganzen Nacht. Sogar ein kleiner Lavastrom soll ausgetreten und Richtung Pizzo geflossen sein, wurde uns am nächsten Tag von Florians Vulkanologen-Kollegen Uli Küppers aus München gemeldet. Sogar unser Reiseleiter war überrascht, denn die Ausbrüche waren bereits hinter Panarea zu sehen. Dies hatte Florian in den 15 Jahren davor noch nicht erlebt.
Was für eine Verabschiedung!
Tag 9 – Freitag, 22.10.2010 – Rückflug und Ende der Reise
Mit den ersten Sonnenstrahlen erwachten die Menschen auf der Fähre und auch wir standen wieder auf dem Deck um die Insel Capri und die Einfahrt in den Golf von Neapel zu erleben. Gleich nach dem Anlegen fuhren wir mit einem Taxi vom Hafen zum Flughafen. Von dort flogen wir zurück über die verschneiten Alpen ins zwei Grad eisig kalte München.
Nicht nur die Reise war klasse sondern auch die Reiseteilnehmer werden sich in Erinnerung behalten.
Die bestens organisierte Reise macht Lust auf mehr – und so wird es sicher auch bei uns sein!