Ausbruch des Grímsvötn
SWR Cont.ra – Das Informationsradio, 26. Mai 2011
Island kann mit seinen Vulkanen gut leben
Ein Vulkan, der Lava spuckt, eine Aschewolke, die den Himmel verdunkelt – für Isländer nichts Ungewöhnliches. Allerdings werfen zwei große Ausbrüche in einem Jahr die Frage auf: „Kommunizieren“ die isländischen Vulkane miteinander? Wissenschaftler halten das durchaus für möglich.
„Island ist nun mal ein Land mit vielen aktiven Vulkanen“, erklärt der Münchner Vulkanologe Dr. Ulrich Küppers von der LMU München. Im Schnitt gebe es alle fünf Jahre einen Ausbruch, was aber nicht ausschließe, dass es auch in zwei aufeinander folgenden Jahren zu Eruptionen kommen könne. „Wir sind einfach sensibler geworden. In den vergangenen 20 Jahren gab es immer wieder mit dem Eyjafjallajökull vergleichbare Ausbrüche. Nur kam die Wolke eben damals nicht nach Europa.“ Schon Mitte April 2011 hatte der Würzburger Geophysik-Professor Bernd Zimanowski betont, dass der Grímsvötn „überfällig“ sei.
Ein Zusammenhang ist denkbar
Ulrich Küppers will nicht ausschließen, dass sich die Vulkane untereinander beeinflussen. „Wissenschaftlich nachgewiesen ist das zwar noch nicht, allerdings kann ich mir gut vorstellen, dass sich Vulkan 1 merkt, was sein Nachbar Vulkan 2 tut.“ Vor einem Jahr war der Eyjafjallajökull ausgebrochen, ein weiterer „heißer“ Kandidat ist der benachbarte Vulkan Katla. Und schon jetzt regt sich aber der Vulkan Hekla. Seit 1970 spuckt er etwa alle zehn Jahre Lava und Asche. Liegt der Vulkan wie jetzt auch der Grímsvötn unter einem Gletscher, sei die Eruption besonders heftig. Ulrich Küppers: „Zunächst muss das Gletschereis geschmolzen werden, das Schmelzwasser reagiert mit der Magma, was den Ausbruch extrem explosiv werden lässt. Dadurch wird auch die Asche feiner – die Gefahr, dass sie als Wolke nach Europa geweht wird, steigt.“
Die Vulkane in der Eifel schlafen nur
Einen Zusammenhang mit dem schweren Erdbeben vor der japanischen Küste und den Vulkanausbrüchen in Island sieht der Vulkanologe nicht. „Grundsätzlich hängen alle Vulkanausbrüche mit der Tektonik der Erdplatten zusammen. Allerdings bewegten sich in Japan die Erdplatten aufeinander zu, auf Island ist das Gegenteil der Fall. Die Bedingungen in beiden Ländern sind komplett unterschiedlich.“ Aufmerksam beobachtet der Forscher die Vulkantätigkeit vor unserer Haustür. „Wir zählen die Vulkane in der Eifel nach wie vor zu den aktiven Vulkanen. Der letzte Ausbruch war ja erst vor zwölftausend Jahren.“ Vulkanologisch gesehen schlafe die Eifel nur.