Stromboli Aufstieg – das sind die Routen
AKTUELL (gilt seit Juli 2019 bis auf Weiteres):
Seit der » großen Explosion am 3. Juli 2019 ist der Zustieg zum Vulkan Stromboli gesperrt! Derzeit darf ohne Guide nur bis 290 m üNN gegangen werden, mit Guide bis 400 Meter (Helikopter-Plattform an der Sciara del Fuoco). Wie lange dieses Verbot bestehen bleibt, ist derzeit nicht abzusehen.
Bitte beachtet: aufrund der behördlichen Vorschriften dürfen wir von Vulkankultour nicht selber auf den Vulkan Stromboli führen! Wir nehmen für unsere Gruppen immer einen exklusiven Bergführer vor Ort. Wenn ihr einen Guide buchen oder euch einer geführten Aufstiegsgruppe anschließen wollt: wir empfehlen » Magmatrek und/oder » Il Vulcano a Piedi. Mit diesen Bergführern arbeiten wir seit Jahren zusammen.
Behördliche Vorschriften
Seit den beiden großen Explosionen in den Jahren 2003 und 2007 darf der Stromboli nur noch mit Begleitung eines „lizenzierten, vulkanologischen Bergführers“ bestiegen werden, bei Nichtbeachtung drohen empfindliche Strafen. Der Vulkan wird sehr genau überwacht. Übersteigen ein oder mehrere Messparameter einen Schwellenwert, kann der Zugang auf den Vulkan vom Zivilschutz gesperrt werden. Dies ist als Vorsichtsmaßnahme auf Erfahrungswerten der jüngeren Vergangenheit zu verstehen: bei sehr großen Ausbrüchen besteht theoretisch die Gefahr, dass glühende Brocken auf den Wanderwegen auf und um den „Pizzo“ landen (dies ist der Gipfel des Vulkans und Endpunkt der Aufstiegsroute).
Generell gilt: Die vulkanische Aktivität kann sich am Stromboli täglich ändern. Die Eruptionen sind weithin sichtbar und auch von unteren Regionen der Insel gut zu beobachten (z.B. vom Alten Observatorium), nicht jedoch von den Ortschaften aus. Die Wahrscheinlichkeit, Ausbrüche (also glühende Brocken) zu sehen, ist hoch.
Die Besteigung des Stromboli – das bedeutet eine Bergtour über 900 Höhenmeter: der Endpunkt der Aufstiegswege ist der pizzo sopra la fossa, 918 m hoch. Es gibt drei unterschiedliche Aufstiegsrouten, die im Folgenden beschrieben werden:
Der normale Aufstieg („neuer Weg“)
Die meisten geführten Gruppen gehen den direkten Weg über San Vicenzo nach oben (orangeroter Weg). Dieser Aufstieg auf den Pizzo ist der kürzeste und leichteste und dauert ca. 2-2,5 h, es werden dabei 2-3 Pausen gemacht. Meistens gehen auch wir mit unseren Gruppen diesen Weg, darum hierzu noch ein paar ausführlichere Erläuterungen:
Auf den gesamten 900 Höhenmetern ist der Weg recht steil. Anfangs handelt es sich um einen breit ausgetrampelten, problemlos zu gehenden Serpentinenpfad im Gebüsch. In der oberen Hälfte des Berges wird es dann ein schmaler alpiner Weg mit „bröckeligen“ Serpentinen auf teilweise glatten Felsen (der sog. liscione-Grat). Hier ist der Weg z.T. ausgesetzt, jedoch zu keinem Zeitpunkt gefährlich. Für Personen mit großer Höhenangst könnte dieser Teil des Weges aber problematisch sein.
Auf 850 m Höhe erreicht man schließlich die Shelter (= Schutzhütten). Hier wird i.d.R. eine kleine Pause gemacht und die Schutzhelme angezogen. Die letzten Schritte zum Gipfel hin (ca. 5 Minuten) sind auf einem breiten flachen Grat, rechts mit Blick hinunter auf die Kraterterrasse.
Am Gipfel steht/sitzt man nebeneinander an einer ca. 150 m langen Kante, die nach vorne steil zu den Kratern abfällt. Bei starker Höhenangst könnte dies problematisch sein, man kann dann aber einfach ein-zwei Schritte nach hinten machen, von der Kante weg. Der Gipfelgrat ist hier ca. 5 Meter breit, also definitiv nicht schmal und steil. Wir hatten immer wieder mal Leute mit leichter bis normaler Höhenangst in unseren Gruppen, es gab hier eigentlich niemals Probleme.
Normalerweise bleibt man ca. 45-60 Minuten am Gipfel. Bei schwierigen Wetterverhältnissen (Wind, vulkanische Gase, Wolken) wählt der Bergführer evtl. einen anderen Ort für die Gruppe, um die Gipfelkrater und deren Ausbrüche zu beobachten. Schwieriger / ausgesetzter wird es aber dadurch nicht.
Anbei ein paar Bilder vom Wegverlauf (oberer Teil) zur besseren Vorstellung.
Im Gipfelbereich bleibt die Gruppe i.d.R. bis nach Sonnenuntergang, um bei Dunkelheit die glühenden Krater und die Ausbrüche des Stromboli zu erleben. Der Abstieg ist in der Dunkelheit auf einem anderen – leichteren – Weg ohne ausgesetzte Stellen, s.u.
Von Labronzo an der sciara del fuoco nach oben („alter Weg“)
Alternativ kann man von dem Ort Stromboli über Punta Labronzo an der sciara del fuoco auf dem alten Aufstiegsweg zum Gipfel steigen (grüner Weg). Dieser Weg ist schöner – man sieht schon von unten die Vulkankrater – aber leider auch anstrengender und zum Teil ausgesetzt. Auch ist zwischendurch eine kleine Kletterpassage zu bewältigen (Schwierigkeitsgrad I = „Hand anlegen“) und Teile des Weges sind etwas eingewachsen und werden nicht mehr gepflegt (im unteren Teil bis ca. 500 m üNN). Der Aufstieg auf dieser Route dauert ca. 3 h, Schwindelfreiheit ist erforderlich!
Von Ginostra auf den Stromboli
Der schönste, aber auch anstrengendste Anstieg ist von Ginostra aus (violetter Weg). Fast spiegelverkehrt zum oben beschriebenen Weg über Punta Labronzo führt dieser Aufstieg von Ginostra über die Punta del Corvo an der westlichen Kante der sciara del fuoco entlang steil nach oben. Kurz vor dem letzten Anstieg zum Gipfel erreicht man im valle della luna (unterhalb des Vancori-Grates) die ersten Shelter. Von hier sind es noch ca. 20 Minuten auf den Pizzo.
Dieser Aufstiegsweg ist steil und anstrengend und sollte nur von wirklich fitten Leuten gegangen werden! Man geht außerdem die gesamte Zeit in der Nachmittagssonne, ohne Schatten! Aufstiegsdauer ca. 3,5 h. Achtung: Dieser Weg wird nicht mehr gepflegt und ist oft stark eingewachsen! Absteigen sollte man auf diesem Weg auf keinen Fall, da sehr bröckelig und rutschig!
Der Abstieg
Der Abstieg vom Stromboli ist erstaunlich angenehm und schnell! Auf dem südöstlich des Pizzo gelegenen Aschefeld der Rina Grande steigt man die oberen 500 Höhenmeter (etwa die Hälfte des Berges!) in tiefem, weichem Sand ab, vergleichbar mit dem Abstieg auf einer Sanddüne. Dieser Teil des Weges (vgl. Bild links) wird recht schnell bewältigt – in nur 20 Minuten! – und ist sehr schonend für die Beine.
Danach quert man am Hang einige Schritte bis man direkt über dem Ort ist. Ab hier steigt man in „gefühlt endlosen“ Serpentinen im Gebüsch bis in den Ort hinunter. Der gesamte Abstieg dauert ca. 75 Minuten. Da man den Stromboli i.d.R. zum Sonnenuntergang besteigt und im Dunkeln runter geht, ist eine Taschen- oder Stirnlampe obligatorisch! Bei starker Trockenheit kann der Abstieg extrem staubig sein, dann geben Bergführer Atemschutzmasken aus.
Quota 400 – nur mit Bergführer!
Natürlich muss man bei all diesen Aufstiegswegen in Begleitung eines lizenzierten Bergführers sein! Diese Regelung betrifft auf Stromboli alle Höhen über 400 m (weiß gestrichelte Linie), darunter darf man sich – sofern keine andere behördliche Regelung gilt – frei bewegen. Bitte beachten Sie in jedem Fall die behördlichen Vorschriften für Vulkanbesteigungen!
Der Panorama-Höhenweg
Ein weiterer Wanderweg soll hier nicht unerwähnt bleiben: der Panorama-Höhenweg von San Vincenzo zur sciara del fuoco (in der Karte hellblau eingezeichnet). Dieser Weg ist eine wunderschöne Alternative, falls der Aufstieg zu schwer ist. Von der Kirche San Vincenzo geht man auf dem gleichen Weg wie beim normalen Aufstieg (orangeroter Weg) bis auf eine Höhe von 250 Metern. Danach geht es immer wieder rauf und runter, man bewegt sich zwischen 250 und 350 Metern, bis man schließlich nach einer weiteren knappen Stunde die sciara del fuoco erreicht – Gesamtzeit bis hier ca. 1,5 h.
Es empfiehlt sich, an der sciara del fuoco noch ein-zwei Serpentinen weiter nach oben bis auf eine Höhe von 280 Metern zu steigen. Entlang der Kante der sciara del fuoco hat man einen Blick auf die Gipfelkrater, und meistens erlebt man hier einen fantastischen Sonnenuntergang. Wer möchte darf sogar bis 400 Meter weiter aufsteigen (enger steiler Weg im Gebüsch, bis hin zu einer kleinen Helikopterplattform auf 400 m). Bis hier darf der gesamte Weg ohne Bergführer gegangen werden, da unterhalb 400 m (außer es gelten andere behördliche Vorschriften).
Beim Abstieg kommt man am „Ristorante Osservatorio“ vorbei und kann bei Pizza, Pasta und Wein den atemberaubenden Blick auf die aktiven Gipfelkrater des Stromboli genießen. Der restliche Weg zurück in den Ort ist auf einer Art Forststraße, dennoch sollte man hier bei Dunkelheit auf alle Fälle eine Taschenlampe dabei haben!
Zeitangaben Panorama-Höhenweg:
San Vincenzo – Weggabelung auf 250 Meter: 30 Minuten
weiter zur sciara del fuoco (280 m): 50 Minuten
sciara del fuoco – Ristorante Osservatorio: 30 Minuten
Ristorante Osservatorio – Piscitá: 30 Minuten (San Vincenzo 45 Minuten)
Neu seit Herbst 2020: vom Vallonazzo wurde ein neuer Weg bis auf 400 Meter an die Sciara del Fuoco angelegt (bzw. wurde ein alter eingewachsener Weg wieder hergerichtet). Diesen Weg darf man derzeit – Stand Januar 2021 – nur mit lizenziertem Guide gehen!
An der Küste entlang nach Ginostra
Der Vollständigkeit halber (und weil dieser Weg in der Karte eingezeichnet ist), sei erwähnt, dass man theoretisch an der Küste entlang zwischen den Ortschaften wandern kann (gelber Weg). Seit Jahren verfällt dieser – früher einmal gepflegte und markierte – Pfad immer mehr und ist in weiten Teilen heute nicht mehr existent. Auch gibt es eine Stelle an der Steilküste, wo man um einen Felsen herum schwimmen oder über den Felsen klettern muss (Schwierigkeitsgrad III). Kurz vor Ginostra quert man zudem zwei Erosionsrinnen, hier herrscht extreme Steinschlaggefahr!
Die Wanderung von Stromboli nach Ginostra ist definitiv nur alpinistisch und klettertechnisch versierten Wanderern zu empfehlen, und dies auch niemals alleine! Dauer: ca. 4 h bis Ginostra!
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