Reykjanes-Eruption #4 – der aktuelle Stand
Seit 16. März 2024 findet auf der isländischen Halbinsel Reykjanes zum vierten mal innerhalb weniger Wochen ein Vulkanausbruch statt. Die bisherigen „Grindavík-Ausbrüche“ waren vom » 18. bis 21. Dezember 2023, vom » 14. bis 16. Februar 2024 und vom 8. bis 9. März 2024. Damit dauert die aktuelle, vierte Eruption schon länger als die vorherigen drei zusammen (Auflistung „nur“ der Ausbrüche bei Grindavík. Davor gab es zwischen 2021 und 2023 drei – z.T. lange andauernde – Ausbrüche am Fagradalsfjall. Siehe » unsere News).
Lage der Ausbruchsstelle
Wie bei den vorherigen Ausbrüchen liegt auch diesmal die Eruptionsspalte nördlich von Gríndavik, direkt am Fuße des Berges Sýrlingarfell. Lavaströme fließen in südliche Richtung (Grindavík) und Richtung Westen (Blaue Lagune, Svartsengi Geothermalkraftwerk). Die Stadt Grindavík und das Geothermalkraftwerk Svartsengi (inkl. Blauer Lagune) sind durch aufgeschüttete Schutzwälle vorerst vor den Lavaströmen geschützt.
Die isländischen Behörden gehen sehr routiniert mit der Situation um. Die Ortschaft Grindavík und das Geothermalkraftwerk Svartsengi sind durch mehrere eilig aufgeschüttete Erdwälle vor den Lavaströmen geschützt, und bisher geht die Rechnung auf: noch ist kein weiterer Schaden an Häusern entstanden. Lediglich die Straße, die von der Flughafenautobahn Reykjanesbraut über die Halbinsel nach Grindavík führt (Grindavíkurvegur), wurde erneut von einem Lavastrom verschüttet. Mittlerweile wurde die Straße aber wieder notdürftig repariert (natürlich ist die Zufahrt nach Grindavík weiterhin nur den Behörden, Zivilschutz und Einwohnern der Stadt gestattet).
Wie geht es weiter?
Die aktuelle – vierte – „Grindavík-Eruption“ scheint das Potential zu haben, mehrere Wochen oder sogar Monate aktiv zu bleiben. Anscheinend wird die Eruptionsspalte (anfänglich über 3 km lang und mittlerweile auf wenige Förderschlote reduziert) direkt aus der Tiefe gespeist und nicht aus einem Magmareservoir unter der Erdoberfläche. Schmelze kann also leichter die Erdoberfläche erreichen, ein längerer Ausbruch ist möglich oder sogar wahrscheinlich, wie z.B. die » erste Fagradalsfjall-Eruption 2021. Diese war rund 6 Monate aktiv, es bleibt also weiter spannend.
Internet-Livestreams
Wie immer bei den letzten Ausbrüchen kann man auch diese Eruption schön über Webcams mitverfolgen:
» Livestreams von RUV (youtube)
» Livestreams von MBL (youtube)
Bitte beachten: so spektakulär die Bilder auch sind, der Zugang zur Eruptionsstelle ist nach wie vor behördlich untersagt und von Alleingängen ist definitiv abzusehen! Die Region um Grindavík ist weitgehend abgeriegelt, und wenn überhaupt haben nur Einwohner Zutritt zur evakuierten Stadt und zu ihren Häusern. Bisher ist es also definitiv keine „tourist eruption“.
Update 12.5.2024, 12:15 Uhr
Nachdem Fachleute des isländischen Zivilschutzes das Eruptionsgebeit überflogen und keinerlei Hinweise auf vulkanische Aktivität in dem zuletzt nur noch schwach aktiven Krater gefunden hatten, gilt der Ausbruch seit 9. Mai als „offiziell beendet“. Er hat 54 Tage gedauert und ist damit die drittlängste Eruption im 21. Jahrhundert. Allerdings sind die Fachleute sich auch einig, dass ein neuer Ausbruch der Reykjanesserie unmittelbar bevorsteht, da sich weiterhin Magma unter Svartsengi ansammelt und es seit Wochen zur Hebung der Erdkruste kommt – ein typisches Vorläuferphänomen eines bevorstehenden Ausbruches!