Endlich wieder Stromboli! – Bericht einer Privatreise.
Nach viel zu vielen Monaten „ohne“ war es endlich wieder soweit: eine Reise nach Stromboli! Ganz spontan mit dem Zug nach Neapel und dem Schnellboot direttamente auf die Insel… wir sind eine ganze Woche auf der Insel – und haben nichts vor.
Hier lässt es sich bleiben… die Anreise war „gschmeidig“ – Nachtzug nach Rom, dann Schnellzug nach Neapel. Eine fantastische Pizza am Hafen, frisches Obst und harte Sonnenstrahlen. Viel und lauter Verkehr, Hektik. Neapel, wie ich es kenne. Das erste Aliscafo der Saison bringt uns direkt nach Stromboli – plötzlich kehrt Ruhe ein. Wir haben keine Pläne, nur die Insel und wir. Freunde, gutes Essen und natürlich: Stromboli, der Vulkan.
Die schwierigste Entscheidung des Tages: welcher Strand soll es heute sein? Die von Winterstürmen abgetragenen Sandstrände wurden durch Winterstürme zurückgebracht. Sowohl unser „Hausstrand“ an der Grotta die Eolo als auch die Spiaggia Lunga sind wieder da! Stromboli dampft wie eine alte Lok vor sich hin. Es grummelt – und besonders am Hafen schielt man auch etwas misstrauisch nach oben. Iddu ist unruhig.
Wir wollen uns die Sache mal näher ansehen. Der Aufstieg in die Gipfelregion ist der Öffentlichkeit nach wie vor untersagt. Jedoch darf man, geführt von einem Bergführer, auf 400m aufsteigen. Doch wir gehen es ruhig an: an einem etwas versteckten Ort im Schilf genießen wir eine mitgebrachte Pizza mit ersten Blicken auf die Eruptionen. Sogar jetzt in der warmen Nachmittagssonnne glühen sie deutlich sichtbar. Lange halten wir es nicht aus: wir steigen auf die (allein) maximal erlaubten 290m auf. Die Sonne versinkt tieforange im Meer und mit angehender Dunkelheit zeigen sich die Eruptionen in ihrer vollen Pracht. Zunächst gibt es regelmäßige, aber einzelne Explosionen – doch die Aktivität steigt merklich und wird innerhalb von Minuten durchgängig. Hin und wieder schießen die Glutbrochen mehrere Hundert Meter in den dunklen Himmel und zu unserer Überraschung bildet sich ein kleiner Lavastrom, der sich langsam ein kleines Stück den Hang hinunter“arbeitet“. Die zähe Masse dieses sogenannten „spatter-fed flow“ bricht an steilen Stellen immer wieder ab und rollt mit hoher Geschwindigkeit sich selbst zerfetzend den Hang hinab – heute macht die Feuerrutsche ihrem Namen alle Ehre! Ein Irrsinnsspektakel, gleich am Anfang unserer Reise! Auf dem Rückweg treffen wir Manuel, einen befreundeten Bergführer – er glüht fast selbst vor Freude.
Doch Stromboli kann so viel mehr! Eine Inselrundfahrt bringt uns nach Ginostra auf der anderen Seite der Insel. Ein Esel arbeitet sich mit einem Zementsack die Treppen hoch – das Transportmittel schlechthin in diesem unzugänglichen Ort. Vom Boot aus springen wir direkt bei Strombolicchio ins Wasser – es ist herrlich kühl, blau und klar. Die Seesterne schimmern schwarzblau, die Fische flitzen in Schwärmen herum.
Nachmittags machen wir uns auf zu einer gemütlichen Wanderung entlang der Flanke von „Iddu“. Zu Pfingsten ist die Insel wie gewohnt ein Blütenmeer. Ginster, Zistrosen, Wicken, Kapernsträucher – zusammen mit dem Weiß der Würfelhäuser, dem Blau des Meeres eine atemberaubende Schönheit. Strombolicchio ist unser steter Begleiter auf der kleinen Tour. Zum Sonnenuntergang sind wir wieder an der Sciara del Fuoco und steigen nach kurzen Blicken ins Restaurant ab. Hier können wir das gesamte Abendessen über immer wieder die Kraft der strombolianischen Aktivität bestaunen – bei Weißwein und feiner Pasta…
Die Eruptionen sind kräftig – im Moment würde man wohl nicht aufsteigen, selbst wenn es erlaubt wäre. Diese Bilder entstanden vom Restaurant aus: zu sehen mehrere gut 300-400m hohe Eruptionen in kurzem Abstand – teils aus mehreren Schloten gleichzeitig. Auch wenn es gefährlich aussieht: die Gruppe (die „leuchtende Raupe“…) bewegt sich in sicherer Entfernung.
Doch auch zurück im Albergo sind die Eruptionen noch zu hören und zu sehen. Über dem Berg hängt eine orangene Wolke, in die immer wieder Brocken geschleudert werden. Zeit, noch einmal richtig fein essen zu gehen und einen langen Abend unter Sternen auf der Terrasse zu verbringen… auf bald, Iddu! Auf bald!
Traumhafte Bilder einer traumhaften Insel…ich war auch schon oft da,auch zu Zeiten wo man noch aufsteigen durfte und wir haben auch die ganze Nacht oben verbracht!…Unvergesslich !
Danke für dieses traumhafte Bilder-Reise und die wunderschöne Beschreibung! Es war, wie kurz dort zu sein. Wie vermisse ich die Insel, die Natur, das Essen am Fuss des Stromboli. Arrivederci a presto!
Liebe Jenny,
vielen Dank! Die Reise hat mich nach (zumindest gefühlt) so langer Zeit wirklich berührt – ich habe wie Du alles so sehr vermisst! Die Leute, den Berg, das Essen… Ich könnt‘ gleich wieder hin.
Lieber Reinhard,
vielen Dank auch Dir! In diesen Zeiten hat Stromboli zumindest mich noch nicht gesehen, Florian hingegen schon… Meine Blicke gingen auch sehnsüchtig nach oben – bis ich mir darüber bewusst wurde, wie hoch die Sache gerade „köchelt“. Man merkt den Leuten noch deutlich den Schrecken von vor 1,5 Jahren an. Und trotzdem es völlig absurd erscheinen mag, oben zu übernachten – gerade jetzt: ich glaube Dir sofort, dass das unvergesslich war. Für „von unten gucken“ war die jetzige Aktivität einfach nur traumhaft. Mal sehen, was die Zukunft bringt! Vielleicht ist ein Aufstieg ja irgendwann wieder möglich. Auf politischer Ebene liefert das alles jedenfalls Stoff für Diskussionen.
toller Bericht – welchen Weg seid ihr beim ersten Mal gegangen? Was für ein Tele hattest du denn dabei, dass du von 290m so tolle Fotos machen konntest?
Hi Manu,
vielen Dank für die Lorbeeren! Wir waren unterschiedlich unterwegs – aber gleich nach Ankunft sind wir natürlich so schnell wie möglich Richtung Ausbrüche gegangen – ohne Umweg. Deswegen sind wir einfach zum Osservatorio gegangen. Aber in den Folgetagen waren wir immer wieder unterwegs, und da natürlich den Panoramaweg, der im Moment ja leider zu ist. Die Fotos von den Ausbrüchen sind zumeist von 290 aus gemacht – ich glaube, es war ein 18-250er Objektiv. Mein Arbeitspferd. auf 250 bin ich aber nie gegangen, das wäre zu nah gewesen.
Die unteren Fotos sind vom Ristorante aus gemacht bzw vom Weg nach Hause. Im ersten Bild der zweiten „Serie“ ist auch ein Schilfrohr zu erahnen – wir reden hier also von 90m üNN etwa. Klar – auf dem Foto sieht’s wirklich sehr spektakulär aus. Aber das waren auch satte Eruptionen. Wir haben’s fast nicht heimgeschafft…