Spaziergang auf dem Lavakochtopf
Rheinzeitung Online, Forschungscamp Teil 3: Geologie, 23. November 2009
Auf nach Italien hieß es für zehn Teilnehmer des Forschungscamps „Geologie“ von RZ und Fielmann. In Neapel begaben sich die jungen Forscher in die Welt der Vulkane.
Man kann weit weg von zu Hause sein und doch viel über seine Heimat lernen. Das haben die Teilnehmer des Geologie-Forschungscamps von unserer Zeitung und dem Augenoptiker Fielmann im 1500 Kilometer entfernten Neapel gelernt. Denn die Region am Mittelmeer hat tatsächlich einiges mit der vor der Haustür gelegenen Vulkaneifel gemeinsam.
Und die Teilnehmer hatten nicht nur eine ganze Menge neugierige Fragen zu Lava, Magma und Geysiren an unseren Vulkanexperten Florian Becker mitgebracht. Sie hatten sich auch mit viel Vorwissen gut auf ihren Trip vorbereitet. Die 15-jährige Carolin konnte bei der Einführung in die Vulkankunde auch noch zu später Stunde wie aus der Pistole geschossen erklären, warum bestimmte, besonders heftige Vulkanausbrüche „plinianisch“ genannt werden: „Das kommt von dem großen Ausbruch 79 nach Christus, bei dem Pompeji zerstört wurde. Die Berichte darüber stammen von Plinius.“ Gut aufgepasst im Lateinunterricht: Besser hätte es auch Geologe Florian Becker nicht erklären können.
Ein ganzes Wochenende waren die Nachwuchsgeologen unterwegs, um den Geheimnissen der Vulkane auf die Spur zu kommen. Und das geht an kaum einem Ort der Welt so gut, wie in der am Fuß des Vesuv gelegenen Millionenstadt Neapel. 1280 Meter hoch erhebt sich der Krater des Feuerbergs im Südosten, neun Kilometer entfernt von der süditalienischen Hafenstadt. Schon seit über 150 Jahren wird hier Vulkanismus erforscht.
Genau auf der anderen Seite von Neapel liegen die Phlegräischen Felder, eine vulkanisch hochaktive Region. Hier befindet sich der Vulkan „Solfatara“. In dessen Krater brodelt und zischt es ununterbrochen. Aus Erdlöchern schießen meterhohe, heiße Dampfwolken, in grauen Tümpeln blubbert Schlamm, der faulige Schwefelgestank ist kaum zu ertragen. „Um ans Magma zu kommen, müsstet ihr euch zehn Kilometer tief in die Erde graben“, weiß Becker. Obwohl es so tief unten liegt, sind die Auswirkungen des glühenden, flüssigen Gesteins an der Oberfläche deutlich spürbar. „Das hier ist wie ein Deckel auf einem Kochtopf“, erklärt Becker. Würde dieser Deckel wegfliegen, wäre eine gigantische Explosion die Folge, die selbst die Pompeji-Katastrophe noch in den Schatten stellen würde. Tatsächlich ist die heimische Vulkaneifel eine ganz ähnliche Region, wenn auch nicht so hochaktiv wie die Phlegräischen Felder.
„Was ist eigentlich ein aktiver Vulkan?“, will eines der Kinder wissen. „Ein Vulkan gilt dann als aktiv, wenn der letzte Ausbruch innerhalb der letzten 10 000 Jahre liegt oder noch vulkanische Aktivität messbar ist“, erklärt Becker. Damit zählt auch die Vulkaneifel zu den gut 500 aktiven Vulkangebieten der Welt. Zwar liegt der letzte Ausbruch schon 12 000 Jahre zurück. Aber Phänomene wie der Geysir in Andernach oder Gasaustritte am Laacher See sind deutliche Zeichen, dass die Region immer noch vulkanisch aktiv ist. Angst vor einem Ausbruch muss aber niemand haben, beruhigt der Vulkanologe. Die Eifel ist zum Glück ein recht stabiler Deckel.
MORITZ MEYER